Der Pflumeschlucker

Die Beschreibung der Bonndorfer Fasnetfigur, den "Pflumeschlucker" im Volksmunde auch "Hansele" genannt, muss mit einem kleinen Widerspruch beginnen:

Obwohl die Stadt Bonndorf noch zum Hochschwarzwald gehört, zählt der Pflumeschlucker eindeutig zu den sogenannten Weißnarren, die eigentlich in der Baar zu Hause sind.

Das Häs des Hansele ist aus groben Leinenstoff.

Malermeister August Kramer gestaltete einst zusammen mit dem Narrenrat das Pflumeschluckerhäs. Dessen erste Fassung aus dem Jahr 1924 ist in den Schloss-Narrenstuben ausgtestellt.

Die Maske (Scheme)

 

Die Maske ist des Pflumeschluckers ist aus Lindenholz geschnitzt. Während der Fotzili Hansili noch eine Glattlarve hatte, besticht der Pflumeschlucker mit einer Charaktermaske. Sie zeigt ein gesundes, fröhliches, verschmitzt lachendes Schwarzwälder Bauerngesicht.

Zwischen den Zähnen natürlich die obligatorische Pflaume.

Die Kopfbedeckung besteht aus einer blau-weiß gehäkelten Zipfelmütze mit langem Zottel.

Schwarzwälder Brautpaar

 

Der Pflumeschlucker hat auf der Vorderseite der Jacke ein Schwarzwälder Brautpaar aufgemalt. Dieses gilt als Bezug zu den in der Fanset historisch erwähnten Darstellungen wie z.B. das Hans- und Gretel Paar.

 

Das Gschell

Der Pflumeschlucker trägt ein Gschell aus 22 gegossenen Bronzeglocken. Diese werden im alemannischen Sprachraum auch Rollen genannt. Sie sind zu je 11 Bronzeglocken auf 2 Gurte verteilt, die der Pflumeschlucker über Kreuz auf der Schulter trägt. Sie sind klanglich aufeinander abgestimmt.

Es gibt verschiedene Größen, angefangen bei dem "Herrengschell", das mit 10 Kg Gesamtgewicht (beide Gurte) schon recht schwer ist. Die Bronzerollen beginnen bei ca. 6 cm Durchmesser, die Größte hat ca. 9,5 cm Durchmesser (siehe Bild rechts: Beim zeigen mit dem Mauszeiger auf eine Glocke kann man die jeweilige Größe ablesen).

Das "Damengschell" ist das Zweitgrößte und wiegt ca. 7 Kg. Die Bronzerollen beginnen hier bei 5 cm Durchmesser und die Größte hat ca. 8 cm.

Das "Jugendgschell" wiegt noch 4 Kg, die Bronzerollen reichen hier von 4,5 bis 7 cm Durchmesser.

Im nächsten Bild sind die 3 Größen im Vergleich zu sehen. Erwähnt werden soll hier noch, dass auch die "Kleinen" und "Kleinsten" ein Gschell tragen. Dieses hat ebenfalls 2 Gurte mit je 11 Glocken. Diese als "Kindergschell" bezeichneten Rollen sind mit kleinen, oft auch gleich großen Rollen gefertigt.

Die Rollen der Pflumeschlucker entstehen in der Glockengießerei Bauer in Nürnberg. Diese werden dann in unserem Zunfthüsle durch "Eigenarbeit" auf die Gurte aufgegurtet. Im Bild hier ist die Rückseite des Gurtes einer gegurteten Rolle zu sehen.

Die Plfaume

Die Pflaume spielt beim Pflumeschlucker natürlich eine ganz besondere Rolle. Dies stammt aus der mündlichen Überlieferung:

Im Mittelalter, als man die ersten Pflaumen in den Schwarzwald gebracht hatte, wurde diese köstliche Frucht mit samt dem Stein, Stumpf und Stiel gegessen. Man kannte dies Frucht nicht und wusste es einfach nicht besser. Daraus entstand am Ende der "Pflaumenschlucker", also der Pflumeschlucker.

Mit der Pflaume im Mund - so kennen wir Ihn!

Die Stallacker Katz

Auf den beien Hosenbeinen ist vorne die "Stallacker Katz" abgebildet. Die Legende hierzu:

Einst habe sich in einem alten Bauernhof in der heutigen Schaffhauser Straße, dem damaligen Stallacker Hof, eine Station befunden, in der die Pferde ausgewechselt wurden, die auf der damaligen Poststrecke Bondorf - Schaffhausen für den Postverkehr eingesetzt wurden. Nach alten Überlieferungen habe in diesem Hof eine überdimensional große Katze gehaust, die in der Lage gewesen sei, selbst große Fuhrwerke zu verscheuchen und Postillione und Fuhrwerker zu ängstigen...

Der Käppiligeist und der Hofnarr

Auf der Rückseite des rechten Hosenbeines ist der "Käppiligeist" aufgemalt. Diese Figur hat eine enge Beziehung zur Wutachschlucht. Auf dem halben Weg zwischen Bonndorf und Boll steht eine Kapelle. In dieser Kapelle soll der Sage nach ein Geist sein Unwesen getrieben haben.

Theo Hany schreibt in seinem Buch: "Der Bonndorfer Häsmaler Helmut Geng berichtet, seine Taufpatin habe ihm erzählt, der "Käppiligeist" hinkte; das eine Bein wies einen Pferdehuf, das andere einen Ziegenfuß auf."

Auf der Rückseite des linken Hosenbeines ist ein Hofnarr aufgemalt. Hier wird wahrscheinlich die Beziehung zum Bonndorfer Schloß gezeigt.

Das Wappen

Auf der Rückseite der Jacke ist das alte Bonndorfer Stadtwappen abgebildet. Dieses ist normalerweise nicht vollständig zu sehen, da das Gschell und natürlich der Schirm das Wappen zu einem Großteil verdeckt. Hier das Wappen in voller Größe:

Der Schirm

Was wäre der Pflumeschlucker ohne Schirm? In einer Hand hält der Pflumeschlucker seinen blauen (Regen-)Schirm. So bleibt die 2. Hand um dem Publikum zuzuwinken. Übrignes: Dieses Requisit hat sonst keine Zunft in der schwäbisch-alemannischen Narrenvereinigung.

Das Hanseletuch

Ein nicht wegzudenkendes Accessoire des Pflumeschluckers ist das Hanseletuch. Es sticht mit seiner roten Farbe und den weißen Tupfen deutlich hervor. Der Pflumeschlucker nutzt das Tuch mitunter als "Sabberlatz", d.h. er putzt sich damit den Mund. Ebenfalls kann damit nach längerem Gumpen der Schweiß von der Stirn gewischt werden.

Das Hanseletuch ist bei uns Pflumeschlucker immer wieder zu sehen. So wird es z.B. beim Hemdglunker zum weißen Hemd oder, wie hier zu sehen, zum Welschhemd getragen. in diesem Fall wird das Hanseletuch zu einem Dreieck gefaltet und um den Hals gehängt. Das Tuch wird je nach Lust und Laune vorne geknotet, mit einem Hanselekopf oder auch mit einer Streichholzschatel zusammengehalten.

Oft kann man auch bei Arbeitseinsätzen das Hanseletuch erkennen: Dann getragen mit weißem Hemd:

Handschuhe und Stiefel

Nicht so auffällig wie manch andere Anzugsteile, aber dennoch nicht weniger wichtig sind die Handschuhe und die Stiefel. Der Pflumeschlucker trägt wintertaugliche, schwarze Stiefel und ebenso schwarze Handschuhe.

So ist der Pflumeschlucker für jedes Wetter im Winter gut gerüstet.